Erlebnis Provence - Erlebnis Sarrians

Sarrians liegt im Departement Vaucluse, in der Provence, 15 Kilometer Süd-Ost von Orange und 8 Kilometer Nord-West von Carpentras.

Provence – das ist ein Begriff, der Kenner ins Schwärmen geraten lässt. Die Region im Süden Frankreichs zwischen Westalpen und Rhonedelta fasziniert nicht nur durch ihre landschaftliche Schönheit, sie ist auch uralter Kulturboden ...

Weitere Ansichten aus Sarrians finden Sie in unserem Fotoalbum.

Eine Geschichte, ein ERBE

Die menschliche Besiedelung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde geht auf die Vorgeschichte zurück. Zahlreiche Funde aus Feuerstein hat man vor allem in der Nähe des Flusses Ouvèze ausgegraben. In den 1980er Jahren wurde eine Grabstätte an der Stelle "Les Boileau“ im Viertel Pied-Card entdeckt. Es handelt sich um ein Grab, das die Menschen in der Molasse angelegt hatten, datiert auf etwa 2 400 Jahre vor Christus (Kupfersteinzeit). Daraus konnten wichtige Erkenntnisse über Beerdigungsriten der provençalischen Jungsteinzeit erlangt werden. Zehn Jahre Ausgrabungen brachten genau 300 Skelette zu Tage, an denen man Kürzungen, Frakturen oder Trepanationen - durchlochte Schädel - sehen kann. Es handelt sich wahrscheinlich um die Begräbnisstätte einer Gruppe von Menschen auf der anderen Seite des Ouvèze.

Die gallorömische Besetzung auf dem Gebiet von Sarrians wird durch den Fund von Münzen und Medaillen bestätigt. Auch ein Altar - der Mitra gewidmet und mit dem Kopf eines Stieres gekrönt - sowie einige Gräber mit Möbeln geben uns Aufschluss über die alten Zeiten.


Geboren in einem Dorf

Wilhelm I. gilt als der „Befreier“ der Provence, denn er jagte 973 an der Spitze einer Armee in der Schlacht von Tourtour die Sarazenen endgültig aus der Provence. Im Jahre 993 spendete der Abt von Cluny sein Eigentum in Sarrians, um dort eine Kirche zu errichten, wo sein Leichnam ruhen sollte. Diese Kirche ist wohl im Zeitraum zwischen 1030 bis 1040 geweiht worden. Das Gebäude besteht aus einem Chor im einfachen romanischen Stil, wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals geändert und im 17. Jahrhundert durch das Hinzufügen eines Seitenschiffes erweitert.


Sarrians im Laufe der Jahrhunderte

Die Mönche von Cluny dehnten das Gebiet aus und bebauten insbesondere die ausgetrockneten Bereiche. Im 14. Jh. entstanden feste Mauern wie in allen Dörfern des Comtat Venaissin. Von der feudalen Burg von Pied-Card, dem ersten Dorf auf dem Gebiet von Sarrians, gibt es heute nur noch wenige Überreste, insbesondere wurden beim Fundament des Bergfrieds die Steine um 45 ° geneigt und sorgfältig zusammengefügt. Aus einem unbekannten Grund hatte wahrscheinlich im 11. Jh. ein Teil der Einwohner von Pied-Card begonnen, diesen ersten Platz zu verlassen, um Zuflucht bei den Mönchen zu suchen, die Sarrians besetzt hatten.

Vor der Revolution wurde die Gemeinde durch einen Rat unter der Leitung von zwei Konsuln bewirtschaftet. Sie entschieden über das Leben im Dorf und darüber, wie Probleme bewältigt wurden. Aufzeichnungen über erste Beratungen Ende des 15. Jh. findet man im Archiv. Die Verwaltung erfolgte unter der Aufsicht des Gutsherrn, aber auch durch den Papst und seine Vertreter. Denn Sarrians gehörte von 1274 bis zur Angliederung an Frankreich im Jahre 1791 zum Comtat Venaissin, dem Gebiet der Päpste.

Während der Revolution gab es in Sarrians auch tragische Ereignisse: Am 19. April 1791 fand die "Schlacht von Sarrians" d.h. die Republikaner aus Avignon gegen die Comtadin, die Papsttreuen,  unter dem Banner der Heilige Cécile statt. Im Laufe dieser Schlacht wurden viele Bauernhöfe geplündert, das Schloss Tourreau zum Teil in Brand gesetzt und zehn Menschen getötet. Von dieser Schlacht erzählt das Manuskript eines 26-jährigen Mannes namens Ulpat.


Die jüngere Geschichte

Ab dem Jahr 1850 erlebte Sarrians eine Periode des landwirtschaftlichen Wohlstands - dank des gemeinsamen Kanals von Carpentras und der Eisenbahn. Die Wirtschaft wuchs in der gesamten Ebene des Comtat Venaissin, der man auch den "Garten Frankreichs" nannte. Täglich war Großmarkt im Dorf und ein Güterzug fuhr jeden Morgen von Carpentras über Sarrians zu den Hallen von Paris. In den 1970er Jahren entwickelte sich diese Situation durch die Öffnung des internationalen Marktes weiter. Allmählich ist es jedoch der Wein, der viel gewinnbringender ist, und sich heute als erste Kultur in Sarrians, insbesondere mit dem AOC Vacqueyras, entwickelt hat.

Man darf trotz allem nicht vergessen, dass sich das industrielle Erbe Sarrians auf diesen landwirtschaftlichen Wohlstand gründet. So wurden mehrere Konservierungswerke gebaut, von denen noch ein Gebäude steht, das sind die alten Konservenfabriken des Midi. Es gab auch einige Spinnereien; die Kultur des Maulbeerbaums erlaubte in dieser Zeit die Aufzucht von Seidenraupen.

Die Weltkriege des zwanzigsten Jahrhunderts verschonten auch die Gemeinde Sarrians nicht. Eine Tafel zum Gedenken an die Sarriannais, die  während des Krieges von 14-18 starben, gibt es an der unteren Nordseite der Kirchenwand. Sie finden das Denkmal für die Toten an der Stelle des ehemaligen Friedhofes San Sebastian sowie das Denkmal der Veteranen des Krieges in Algerien. Der zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Wunden. Unter den Opfern waren auch Widerstandskämpfer aus Sarrians, die wie Marius Bastidon und Albin Durand, als Helden für Frankreich starben.
 

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